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Bachelor of Arts (Soziale Arbeit) (Duales Studium) - ein Erfahrungsbericht

Paul Keeve
Paul Keeve (Foto: privat)

Hallo, ich bin Paul Keeve und 21 Jahre alt. Nach meinem Abitur habe ich mich für das duale Studium Bachelor of Arts (Soziale Arbeit) bei der Stadt Ibbenbüren entschieden. In diesem Erfahrungsbericht berichte ich dir von meinen persönlichen Erfahrungen aus der Theorie und Praxis, damit du dir den Ablauf des Studiums und der Ausbildung besser vorstellen kannst.

Das dreijährige duale Studium zum Bachelor of Arts (Soziale Arbeit) beginnt mit der Theoriephase am 1. Oktober. Das duale Studium ist aufgeteilt, in sich abwechselnde Theorie und Praxisblöcke, welche jeweils drei Monate andauern.

In den Theoriephasen studiere ich an der SRH Hochschule in Hamm. Da die SRH einen zweiten Standort in Münster eröffnet hat, wirst du voraussichtlich in Münster studieren.

Meine Klasse besteht aus ca. 30 Student*innen. Die SRH, welche eine kleine Hochschule ist, lehrt nach dem Core Prinzip. CORE steht für "Competence Oriented Research and Education" und teilt sich in vier Säulen auf: Es vermittelt die Fachkompetenz, die Sozialkompetenz, die Methodenkompetenz und die Selbstkompetenz. In einem Core Block, welcher fünf Wochen andauert, wird ein bestimmter Themenkomplex gelehrt. In der sechsten Woche findet dann eine Prüfung über diesen Themenkomplex statt. Daraufhin folgt ein weiterer fünfwöchiger Core Block, welcher einen anderen Themenkomplex behandelt. Auch dieser endet wieder in der sechsten Woche mit einer Prüfung.

Die Professor*innen sind fachlich sehr gut aufgestellt und vermitteln die einzelnen Themenkomplexe wirklich gut. Bei der Lehre versuchen diese immer wieder unterschiedliche Methoden anzuwenden, damit die Lehre nicht eintönig wird. Häufig werden Inhalte zusammen in Kleingruppen erarbeitet vorgestellt und von den anderen ausgewertet und reflektiert. Das Studium ist nicht „typisch“, dass ein/e Dozent*in Inhalte vorstellt und die Studierenden nur mitschreiben, sondern so aufgebaut, dass die Studierenden sich häufig aktiv mit den Inhalten auseinander setzen und diese selbst erarbeiten müssen.

Die Prüfungsleistungen an der SRH finden in unterschiedlichen Formen statt. In dem ersten Core Block der ersten Praxisphase mussten wir einen Multiple Choice Test über die Geschichte der Sozialen Arbeit schreiben. Am Ende des zweites Core Blocks sollten wir eine Hausarbeit über ein Handlungsfeld der sozialen Arbeit schreiben. In dem zweiten Praxisblock mussten wir in einer Gruppe einen Diskurs zu einem aktuellen sozialpolitischen Thema halten, bei der jeder eine andere Rolle einnimmt. Im zweiten Core Block haben wir eine Klausur zu rechtlichen Grundlagen der Sozialen Arbeit geschrieben, in der wir einen Leistungsanspruch von SGB II Leistungen prüfen mussten. In meiner dritten Theoriephase haben wir als erste Prüfungsleistung ein Beratungsgespräch durchführen müssen. Während des zweiten Core Blocks hat jeder von den Student*innen eine eigene qualitative oder quantitative Sozialforschung durchführen und die Ergebnisse dieser präsentieren müssen. Die erste Prüfung eines Theorieblocks muss nur bestanden werden und wird nicht bewertet. Für die zweite Prüfung bekommen die Student*innen eine Note.

Auch während der Praxisphase muss eine benotete Prüfung absolviert werden. Im ersten Theorieblock musste ich einen Praxis-Theorie-Transfer über die Selbstreflexion schreiben. Im zweiten Theorieblock haben wir in einer Gruppe ein Positionspapier zum bedingungslosen Grundeinkommen verfasst. Im dritten Theorieblock musste ich eine Mindmap über mein Handlungsfeld, indem ich arbeite, erstellen und komplexe Sachverhalte vereinfacht darstellen.

Ich selber fahre mit dem Zug zu der Hochschule. Ich habe dort gute Freunde*innen und meine Freundin kennengelernt. Die Hochschule selber bietet einige Aktionen (wie z. B. ein Volleyballturnier, Kneipentour etc.) an, an denen meine Freunde und ich regelmäßig teilnehmen.

In meinen ersten beiden Praxisphasen war ich im allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamts der Stadt Ibbenbüren eingesetzt. Dort habe ich unterschiedliche Gespräche begleitet. Durch das Miterleben von Hilfeplangesprächen, Umgangsgesprächen, Beratungsgesprächen, Hausbesuchen, Gespräche mit freien Trägern, Teamsitzungen und Gerichtsterminen habe ich die Strukturen, Rahmungen und Prozesse von der Arbeit im ASD verstanden. Durch das Verschriftlichen der Termine lernt man sich gut und adäquat auszudrücken und offizielle Schreiben angemessen aufzusetzen und zu formulieren. Die Kolleg*innen bemühen sich sehr, dass ich langsam an die Aufgaben herangeführt werde und alles verstehe. Sie sind auch für alle Fragen offen und unterstützen mich mit ihren Erfahrungen bei Prüfungsleistungen in der Hochschule.

Aktuell befinde ich mich in der dritten Praxisphase. Ich bin bei der Jugendhilfe im Strafverfahren und bei der Hilfe für junge Volljährige eingesetzt. Dort begleite ich auch Gespräche und verschriftliche diese. Alle Gespräche werden mit den Kolleg*innen vorbesprochen und anschließend reflektiert. Das Ziel ist es, dass ich am Ende dieses Semester ein eigenes Beratungsgespräch durchführen kann und mir Methoden der Beratung gezeigt werden, damit ich ein Fundament für eine eigene Gesprächsführung entwickeln kann.

Natürlich gehört auch viel Aktenarbeit zu dem Job, da das Jugendamt eben auch an den Verwaltungssektor angegliedert ist. Des Weitern lese ich viele Akten, um die Vorgeschichte der Klient*innen zu verstehen.

Ich könnte dir noch viel mehr über mein duales Studium erzählen. Trotzdem hoffe ich, dass ich dir einen kurzen Einblick in mein duales Studium Bachelor of Arts Soziale Arbeit bieten konnte.

Über den folgenden Link erhältst du ergänzende Infos zum Studium: https://www.srh-hochschule-nrw.de/fileadmin/Hochschule_NRW/Weitere_PDFS/Praxishandbuch_SA_DS_2022_online.pdf

Bis dann!

Paul Keeve